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Nachhaltig, digital, kooperativ: KIT lotet Chancen der Kreislaufwirtschaft aus

Die Kreislaufwirtschaft entwickelt sich zunehmend zu einem Schlüsselthema für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Kaminabend des KIT Business Clubs am 23. September 2025 bot den idealen Rahmen für einen vertieften Austausch über Wertschöpfungsketten, die zu Kreislaufprozessen werden müssen.

Blick von oben auf das Publikum, das während eines Impulsvortrags beim Kaminabend des KIT Business Clubs aufmerksam zuhört. (Foto: KIT)
Rund 35 Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft verfolgten die informativen Impulsvorträge beim Kaminabend des KIT Business Clubs. (Foto: KIT)

Ressourcenverbrauch verringern, Zirkularität fördern, Lieferketten sichern: Das sind zentrale Anliegen, die Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in vielen Technologiefeldern beschäftigen. Doch der Weg zu nachhaltigen Kreislauflösungen ist komplex und vielschichtig. Umso wichtiger ist es deshalb, Räume bereitzustellen, in denen die Akteure über Ziele, Schlüsselbausteine und Lösungswege diskutieren. Dass das Thema Kreislaufwirtschaft auf großes Interesse stößt, zeigte sich bei der jüngsten Veranstaltung des KIT Business Clubs am 23. September 2025 mit rund 35 Teilnehmenden aus Industrie und Forschung.

Prof. Dr. Kora Kristof eröffnet den Kaminabend des KIT Business Clubs zum Thema „Wertschöpfungsketten werden Kreisläufe“ und begrüßt die Gäste im wbk Institut für Produktionstechnik. (Foto: KIT)

Digitale Transparenz und Kooperation

Prof. Dr. Kora Kristof, seit zwei Jahren Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit am KIT, betonte in ihrem Eingangsstatement die Aktualität des Themas. Dabei greifen beide Themen ihres Ressorts unmittelbar ineinander: Ohne digitale Prozesse und Transparenz über Materialien, Produkte und Produktionswege lassen sich Kreislaufstrategien kaum wirksam umsetzen. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette brauche es Zusammenarbeit über Branchen- und Disziplingrenzen hinweg – darin waren sich die Teilnehmenden einig. Mit seiner Bandbreite an Forschungsfeldern und Möglichkeiten der Zusammenarbeit, von bilateralen Projekten bis zu Großforschungslaboren, bietet das KIT dafür beste Voraussetzungen, um Konzepte in die Praxis zu überführen.

Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Schulze vom wbk Institut für Produktionstechnik stellte Strategien hin zur zirkulären Produktion sowie technologische Ansätze aus dem Sonderforschungsbereich „Kreislauffabrik“ vor. (Foto: KIT)

Von Wertschöpfungsketten zur Zirkularität

Den ersten Einblick in die vielfältigen Aktivitäten am KIT lieferte Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Schulze vom wbk Institut für Produktionstechnik mit seinem Impuls zu „Ressourcen neu denken: Von linearer zu zirkulärer Produktion“. Ziel des am KIT seit 2024 betriebenen Sonderforschungsbereichs „Kreislauffabrik“ ist die Erarbeitung von Konzepten und Strategien für das Re-Manufacturing und die zyklische Nutzung von Produkten und Komponenten. Erforscht werden aber auch konkrete Technologien – von der automatisierten Demontage über die Qualitätsprüfung bis hin zum Einsatz additiver Verfahren zur Aufarbeitung von Rückläuferprodukten. Erste Prototypen konnten die Gäste direkt in der Forschungshalle des wbk erleben.
 

Matratzen-Turm abbauen

Neben den Produktkreisläufen befassen sich weitere Institute des KIT zudem mit Materialkreisläufen, z.B. bei Baumaterialien oder Kunststoffen sowie deren Wechselwirkungen mit der Umwelt. Der Handlungsdruck zur nachhaltigen Bewirtschaftung unseres Planeten ist enorm, wie ein erschreckendes Beispiel zeigt: Allein in der EU landen jedes Jahr so viele ausgediente Matratzen auf dem Müll, dass sich damit ein Turm von rund 6.000 Kilometern Höhe errichten ließe. Ein Beispiel für nachhaltige Lösungen präsentierte die Firma Evonik. Sie entwickelt chemische und verfahrenstechnische Prozesse, um wertvolle Polymerbestandteile aus den Produkten zurückzugewinnen, statt sie zu entsorgen. Die Entwicklungen sind vielversprechend, wie Dr. Rupert Schnell und Dr. Andree Blesgen von Evonik betonten. Eine Wiederverwertung solcher Stoffe, auch in großem Maßstab, scheint in den nächsten Jahren durchaus realistisch.

Jessica Bethune, Vertreterin von Schneider Electric, spricht im Rahmen des Kaminabends vom KIT Business Club vor dem anwesenden Fachpublikum. (Foto: KIT)
Jessica Bethune von Schneider Electric betonte die Rolle von Digitalisierung und Elektrifizierung als Schlüssel zur Umsetzung kreislauffähiger und nachhaltiger Industrieprozesse und neuer Geschäftsmodelle. (Foto: KIT)

Zirkularität trifft Digitalisierung

Eine der größten Herausforderung der Kreislaufwirtschaft liegt nach Ansicht vieler Gäste des Kaminabends darin, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auch im globalen Wettbewerb wirtschaftlich tragfähig sind. Darauf wies auch Jessica Bethune von Schneider Electric hin. Wesentliche Faktoren dafür seien, ihrer Ansicht nach, die Digitalisierung und die Elektrifizierung von Produkten und Prozessen, wodurch eine Kreislauffähigkeit sowie eine höhere Ressourcen- und Energieeffizienz, erreicht wird. Zugleich, so Bethune, braucht die anstehende Transformation klare Rahmenbedingungen, die Mut, Tempo und Kontinuität bei der Umsetzung neuer Technologien fördern.

Kreislaufstrategien mit System

Wichtigen Input für diese Transformation liefert die Systemanalyse von Kreislaufprozessen, mit der sich das Institut für Industriebetriebslehre und industrielle Produktion (IIP) des KIT befasst, welches Dr.-Ing. Justus Steins den Gästen vorstellte. Bei der Konzeption und Bewertung von kreislauforientierten Wertschöpfungsketten müssten neben der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung von technischen Lösungen auch organisatorische Fragen rund um die Erfassung und Logistik von Material- und Produktströmen betrachtet werden. Auch hier ist die Wirtschaftlichkeit möglicher Geschäftsmodelle als Treiber entscheidend, bei denen es Dank der Digitalisierung eine Reihe neuer Optionen gibt, z.B. bei Bepreisungsmechanismen oder in Form von Servicemodellen.

Der Kaminabend des KIT Business Clubs ermöglichte durch die Verbindung von Theorie und Praxis eine ganzheitliche Einordnung des Themas und schaffte Raum für neue Kooperationen. Mit Veranstaltungen wie dieser unterstreicht das KIT seinen Anspruch, impulsgebend für nachhaltige Entwicklungen zu sein – und eine Plattform für den Dialog zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zu bieten.

Die Gäste besichtigen gemeinsam mit den Forschenden vom KIT die Prototypen im wbk, die im Rahmen des Projekts „Kreislauffabrik“ entwickelt wurden. (Foto: KIT)

Christian Dreher vom Institut für Anthropomatik und Robotik (IAR) stellte in der Forschungshalle mehrere Prototypen aus dem Sonderforschungsbereich „Kreislauffabrik“ vor, beispielsweise Roboter zur automatisiere Demontage.  (Foto: KIT)

Bei der offenen Fragerunde stellten die Gäste aus der Industrie ihre Fragen an die Referierenden beim Kaminabend des KIT Business Clubs. (Foto: KIT)

Der Kaminabend bot nach den Fachbeiträgen Raum für den Dialog zwischen Forschung und Industrie, um neue Perspektiven und Fragen zu erörtern. (Foto: KIT)

Momentaufnahme der Lab-Führung: Ein Industrievertreter und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter bei im Austausch vor der am wbk aufgebauten Transformerzelle. (Foto: KIT)

Während der Lab-Führung durch das wbk Institut für Produktionstechnik erhielten die Gäste praxisnahe Einblicke in Technologien der „Kreislauffabrik“ in der Transformerzelle, von automatisierter Demontage bis zur additiven Aufarbeitung von Rückläuferprodukten. (Foto: KIT)

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