Research to Business

Gemeinsam Fortschritt gestalten

Im Netzwerk der KIT Industry Experts engagieren sich ehemalige Studierende und Beschäftigte des KIT ehrenamtlich für einen lebendigen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Was motiviert die Mitglieder zum Engagement? Mit welchen Vorstellungen haben sie sich für das Netzwerk entschieden? Und wie engagieren sie sich konkret im Wissens- und Technologietransfer? Wir haben dazu mit zwei Experts gesprochen.

Wissen teilen, Transfer fördern. Das ist die Mission des Netzwerks KIT Industry Experts. In der Industrie tätige Alumni bringen ihre Erfahrungen, Kompetenzen und Know-how ein und engagieren sich als ehrenamtliche Unterstützer für Innovationen des KIT. (Bild: Anel Alijagic / Shutterstock, bearbeitet von KIT)
Wissen teilen, Transfer fördern. Das ist die Mission des Netzwerks KIT Industry Experts. In der Industrie tätige Alumni bringen ihre Erfahrungen, Kompetenzen und Know-how ein und engagieren sich als ehrenamtliche Unterstützer für Innovationen des KIT. (Bild: Anel Alijagic / Shutterstock, bearbeitet von KIT)

Unter dem Motto „Gemeinsam für Wirtschaft und Wissenschaft“ engagieren sich ehemalige Forschende, Beschäftigte und Studierende des KIT ehrenamtlich im Netzwerk der KIT Industry Experts. Mit ihren Praxiserfahrungen aus ihren beruflichen Tätigkeiten in Industrieunternehmen auf der ganzen Welt geben sie durch ihr Engagement im Netzwerk für den Wissens- und Technologietransfer am KIT etwas zurück. Die Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und dem Erfahrungsschatz der Experts bietet für alle Beteiligten einen Mehrwert! Wir haben zwei Mitglieder der KIT Industry Experts zum Interview getroffen, um mehr über ihre Motivation und Erfahrungen im Netzwerk zu erfahren.

Klaus Hepp, Geschäftsführer VULKAN do Brasil Ltda. (Bild: Innovations- und Relationsmanagement / KIT)
Klaus Hepp, Geschäftsführer VULKAN do Brasil Ltda. (Bild: Innovations- und Relationsmanagement / KIT)

Starke Verbindung pflegen

Als langjähriges Mitglied des Alumni- und auch des spezialisierten Experts-Netzwerks ist Klaus Hepp bereits seit seinem Studium mit dem KIT eng verbunden. Er verfolgt inzwischen aus Brasilien die Entwicklungen seiner Alma Mater. Zuletzt war er 2019 zu Gast am Campus des KIT, um sich über eine Technologie aus dem Bereich Elektrotechnik zu informieren und eine potenzielle Zusammenarbeit auszuloten – initiiert durch die Netzwerkarbeit bei KIT Industry Experts.

 

  • Name: Klaus Hepp
  • Studienfach/-zeit am KIT: Studium Chemieingenieurwesen von 1979 bis 1984
  • Position: Geschäftsführer VULKAN do Brasil Ltda.
  • Branche: Metallindustrie, Antriebstechnik, Anlagenbau, Schwerindustrie
  • Mitglied bei den KIT Industry Experts seit: November 2018

 

Herr Hepp, Sie haben bis 1984 am KIT studiert. Erzählen Sie uns doch kurz von Ihrer Zeit am KIT.

Klaus Hepp: Das war rückblickend eine sehr interessante Zeit. Bevor ich nach Karlsruhe kam, hatte ich ehrlicherweise kaum eine Vorstellung, wie so ein Studentenleben an der Uni stattfindet. Die ersten Wochen war erstmal eine Eingewöhnungsphase, um sich an das Pensum im Studienalltag zu gewöhnen. Ich habe sehr viele Erfahrungen im Vordiplom gesammelt, die mich bis heute geprägt haben. Ich hatte zwischenzeitlich auch mal Zweifel, ob das Studienfach das richtige für mich ist. Aber eine Auslandserfahrung in Südafrika hat mich darin bestärkt, dran zu bleiben. Ich war drei Monate dort und habe in die Arbeitswelt eines Ingenieurs in einem Industrieunternehmen reingeschnuppert. Mit dieser Motivation habe ich dann in sehr kurzer Zeit in Karlsruhe mein Diplom mit Erfolg abgeschlossen. Nach dem Motto: „Ende gut, alles gut“.

Nach meinem Abschluss standen mir beide Wege offen: Entweder weiter in der Forschung arbeiten oder einen Job in der Industrie annehmen. Ich hatte aber, auch aufgrund meiner Südafrika-Erfahrung, einen großen Drang, schnell im Job, in der Industrie und möglichst international zum Einsatz zu kommen. In meinem ersten Job traf ich auch gleich auf einige weitere KITler, was mich sehr positiv überraschte. Als junger Berufsanfänger war das natürlich auch unter sozialen Aspekten ein super Einstieg. Im Nachhinein war ich sehr, sehr zufrieden mit allen Erfahrungen am KIT und in Karlsruhe. Ein hartes Studium, das einen aber sehr gut auf den Beruf vorbereitet, weil man diszipliniertes, konzentriertes Arbeiten als Tugend mitbekommt.

 

KIT Industry Expert bedeutet Ehrenamt. Warum ist es Ihnen wichtig, sich ehrenamtlich für das KIT zu engagieren?

Klaus Hepp: Ich habe festgestellt, dass sich die deutsche Universitätslandschaft in den letzten Jahren rasend entwickelt; im Sinne einer Öffnung hin zur Gesellschaft und zur Industrie. Zu meiner Zeit als Student waren das noch getrennte Welten, die relativ wenig Verbindung hatten. Die Vernetzung ist inzwischen ein Grundprinzip geworden. Es ist auch für die Uni wichtig, Förderungsmöglichkeiten aktiv zu nutzen, wie zum Beispiel Kooperationen mit der Industrie. Und für die Gesellschaft ist es wichtig zu erkennen, dass hervorragende Absolventinnen und Absolventen nachher bedeutende Aufgaben in Technik und Wissenschaft übernehmen können. Daher sollte das KIT als Universität mit Gesellschaft, Politik und Wirtschaft eng verzahnt sein.

Warum ich mich hier engagiere? Ein starkes Argument ist die Dankbarkeit. Ich bin sehr dankbar für die schöne Zeit und die tolle Ausbildung, die ich am KIT erlangen konnte. Damit einher geht, dass es nicht nur Geber und Nehmer geben kann, sondern alle die nehmen, sollten auch etwas zurückgeben. Dann funktioniert es. Und in dem Sinne denke ich, wenn ich eine tolle berufliche Karriere machen konnte, dann unter anderem auch dank der guten Ausbildung am KIT.

Ich habe vor sieben Jahren im Unternehmen Vulkan eine Entwicklungsabteilung neu gegründet. Wir als kleineres Unternehmen mit eher begrenzten Ressourcen haben dann schnell festgestellt, dass wir auf Input von außen angewiesen sind – in Bezug auf neue Technologien und Weiterentwicklung. Da war es naheliegend, dort anzuknüpfen, wo ich selbst meine Wurzeln habe. In Folge habe ich den Kontakt mit dem KIT gesucht. Für uns als internationales Unternehmen, mit deutschem Mutterkonzern, sind Forschungseinrichtungen eine Ressource, die relativ einfach erschließbar ist. Deshalb die andauernde Verbindung nach Karlsruhe, gepaart mit dem Stolz, dass ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier meine Ursprünge zeigen kann.

 

Wie haben Sie sich seit Ihrem Beitritt zum Netzwerk als Mitglied engagiert?

Klaus Hepp: Als vor einigen Jahren die erste Anfrage aus dem Expertennetzwerk kam, war ich gleich begeistert. Ich habe mich direkt gefragt, wie ich da einen Beitrag leisten kann und hab mich als neugieriger Mensch direkt eingeschrieben. Ohne große Erwartungen. Um einfach mal zu schauen, was da kommt. Es dauerte nicht lange, da wurde zu den ersten Aktionen eingeladen. Als Experte konnte man seine Einschätzung zu konkreten Technologien in einer Online-Umfrage abgeben.

Eines der Themen war für uns selbst von großem Interesse und ich habe es im Entwicklungsteam vorgestellt. Über die Netzwerkkanäle haben wir dann kurzerhand mit dem zuständigen Innovationsmanager Kontakt aufgenommen und einen Vororttermin am KIT mit dem Entwickler der Technologie organisiert. Ich habe mich mit meinem Team auf die Reise nach Deutschland gemacht. Aus diesem Austausch ist ein Projekt hervorgegangen, an dem wir heute noch gemeinsam arbeiten: aus einer ersten Studie ist eine Pilotserie des Produkts entstanden, die wir momentan testen. Es sieht bisher sehr gut aus, sodass wir ggf. ein Produkt in unserem Portfolio durch das neuentwickelte Produkt im nächsten Jahr ersetzen werden. Dadurch ist ein Technologiesprung für uns möglich, den der Wettbewerb noch nicht beherrscht. Gleichzeitig können wir mit dem neuen Produkt auch noch Kosten einsparen. Wir sind sehr zufrieden. Ein ganz anderer Aspekt war mir jedoch darüber hinaus noch wichtig. Ich wollte mein brasilianisches Team bewusst ins Projekt einbinden, damit sie kennenlernen, wie man mit deutschen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zusammenarbeitet. In diesem abgesteckten Entwicklungsprojekt sollten sie Erfahrungen sammeln und alles selbstständig abwickeln.

 

Wie bereichert Sie der Austausch im Netzwerk? Was nehmen Sie für sich mit?

Klaus Hepp: Das Schöne ist, dass sich aus jedem Kontakt, der über das Experts-Netzwerk neu geknüpft wird, etwas entwickeln kann. Nicht immer unmittelbar, sondern manchmal auch erst später. Zum Beispiel ist ein ehemaliger Innovationsmanager des KIT, der sich selbstständig gemacht hat, heute als externer Technologiescout für uns tätig. Wir konnten direkt auf einer guten Basis aufbauen. Er ist unser „verlängerter Arm“ nach Deutschland von Brasilien aus, um dort die Forschungs- und Entwicklungslandschaft systematisch zu beobachten und bei der Projektanbahnung zu unterstützen. Von daher haben wir vom Netzwerk schon profitiert.

Wo immer ich kann, nehme ich an Netzwerkveranstaltungen für Alumni teil und gebe Feedback bei den Technologie-Umfragen. Die Idee, industriereife Technologien mit Anwendungsszenarien an die Experts heranzutragen, um diese kritisch oder konstruktiv zu hinterfragen, finde ich super. Es sind nur häufig sehr spezialisierte Themen, sodass ich nicht immer eine Verbindung zum Thema habe. Wenn ich mit meinem Know-how etwas beitragen konnte, habe ich aber die Umfragen kommentiert. Ich denke, die Experts wären darüber hinaus auch an breitgefassteren Themen interessiert: Etwa welche Themen sind am KIT gerade im Fokus? Womit befassen sich die Institute? Und wo gäbe es Anknüpfungspunkte mit der Industrie?

 

Was wünschen Sie sich für das bzw. vom Netzwerk?

Klaus Hepp: Nachdem während der Pandemie viele Formate digital stattgefunden haben und Präsenzveranstaltung pausiert haben, wird die Herausforderung fürs Netzwerk sein, wie ein hybrides Modell aussehen kann. Wird es wieder reine Präsenz geben? Wie sehen zukünftige Formate aus? Ich würde erwarten, dass im Netzwerk neue Möglichkeiten geboten werden, um eine Attraktivität für neue und internationalere Experts zu schaffen.

Das Netzwerk konzentriert sich gerade noch auf den universitären, auf den Forschungsbereich, um hier die Erfahrungen der Alumni einzubringen. Ich würde mir noch wünschen, dass es noch mehr Beiträge von Alumni aus der Industrie in anderen Bereichen der Gesellschaft gibt. Ich glaube da ist noch Platz für noch mehr Wissenstransfer. Die offene Frage ist also, wie man die vielen Bereiche zusammenbringt.

Ein ganz persönlicher Wunsch wäre noch, dass das KIT seine Präsenz in Südamerika bzw. konkret in Brasilien steigert. Viele deutsche Universitäten tummeln sich hier, und leider ist meine Alma Mater im Vergleich weniger sichtbar. Was sehr schade ist, denn das Interesse der Brasilianer an deutscher Ingenieurskunst und dem KIT ist groß.

 

Janina Costard, Entwicklungsingenieurin bei Schott AG (Bild: Carsten Costard / Costard Fotografie)
Janina Costard, Entwicklungsingenieurin bei Schott AG (Bild: Carsten Costard / Costard Fotografie)

Neue Bande knüpfen

Vor Kurzem stieß Janina Costard als neues Mitglied zum Experts-Netzwerk dazu. In dieser Zeit hat sie vor allem die digitalen Angebote im Experts-Netzwerk kennengelernt, da aufgrund der Corona-Pandemie Präsenztreffen und Veranstaltungen in Persona nahezu unmöglich waren. Wie sie zum Netzwerk kam und was sie sich von der Mitgliedschaft erwartet, verrät Frau Costard im Interview.

 

  • Name: Janina Costard
  • Studienfach/-zeit am KIT: Studienzeit inkl. Promotion: 2008 bis 2018, Elektrotechnik
  • Position: Entwicklungsingenieurin bei Schott AG
  • Branche: Materialtechnologie, Spezialglas und -keramik
  • Mitglied bei den KIT Industry Experts seit: Dezember 2021

 

Sie sind Alumni des KIT, Frau Costard. Wie blicken Sie auf die Zeit am KIT zurück?

Janina Costard: Ich habe Elektrotechnik am KIT studiert und sehr positive Erinnerungen an die Studienzeit. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, die noch heute zu meinen besten Freunden zählen. Das Studium an sich war sehr flexibel, so dass man sich inhaltlich eigene Schwerpunkte setzen konnte. Gleichzeitig wurden die Grundlagen aber sehr intensiv und fundiert vermittelt. Im Anschluss habe ich im Bereich Lithium-Ionen-Batterien am KIT promoviert. Auch diese Zeit war sehr spannend – durch viele Industrieprojekte und internationale Konferenzen konnte ich hier wertvolle Erfahrungen sammeln.

 

Wie sind Sie zum Netzwerk KIT Industry Experts gekommen?

Janina Costard: Man könnte fast sagen durch „Hörensagen“. Im meinem Netzwerk bei LinkedIn habe ich entdeckt, dass Bekannte von mir bereits Mitglied bei den Experts sind. Das hat mich neugierig gemacht. Ich habe mich dann näher damit beschäftigt und schließlich um eine Mitgliedschaft beworben. Seit letztem Jahr bin ich nun Teil des Netzwerks und entdecke noch, was es so für Angebote und Möglichkeiten gibt.

 

Was hat Sie überzeugt, dem ehrenamtlichen Netzwerk beizutreten?

Janina Costard: Vor allem mein Interesse an der Forschung des KIT war ausschlaggebend für mich. Durch die regelmäßigen Rundschreiben und Veranstaltungen im Netzwerk, erhalte ich Neuigkeiten aus der Forschung direkt und darüber hinaus auch gute Kontakte zu Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern.

 

Warum interessieren Sie sich für die Unterstützung des Transfers am KIT?

Janina Costard: Ich halte das KIT für ein sehr gutes Wissenschaftsinstitut mit innovativer Forschung. Jedoch ist, wie häufig bei der universitären Forschung, die Anwendung und der direkte Bezug zur industriellen Nutzung noch ausbaufähig. Diese Lücke lässt sich nur durch einen intensiven Austausch beider Welten schließen, so wie es das Netzwerk anstrebt und fördert.

 

Was erhoffen Sie sich von der Mitgliedschaft im Netzwerk?

Janina Costard: Ich arbeite aktuell in der Forschung bei der Schott AG. Thematisch wie auch inhaltlich sind deshalb aktuelle Forschungstrends aus mehreren Gründen hier sehr relevant für mich. Die Bestrebung nach Fortschritt und Optimierung geht direkt damit einher. Ich bin deshalb besonders an Technologien und Erkenntnissen des KIT in den folgenden Bereichen interessiert:

  • Materialentwicklung mit möglichem Einsatz unserer Produkte
  • Entwicklungen im Bereich grüne Energieversorgung, CO2-Reduktion, Energieeinsparung
  • Entwicklungen im Bereich Digitalisierung, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz
  • Materialcharakterisierung

Das Netzwerk ist für mich ein guter Anknüpfungspunkt dafür. Ein Mehrwert ist zudem der Austausch mit talentierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Schließlich ist die Gewinnung potentieller neuer Mitarbeiter/innen für Schott auch eine Form des Transfers über Köpfe.

 

Wir danken Frau Costard und Herrn Hepp für das Interview und wünschen weiterhin einen regen Austausch im Netzwerk!

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