Research to Business

Wenn Software auf Transfer trifft

Am 7.und 8. April 2025 tagte der Arbeitskreis Software der TransferAllianz e.V. am KIT. Knapp 30 Teilnehmende deutscher Wissenschaftseinrichtungen diskutierten zu Leitlinien und Prozessen der Auslizensierung und Kommerzialisierung von wissenschaftlicher Software.

Gruppenfoto des Arbeitskreises Software des TransferAllianz e.V. beim Treffen am 7. und 8. April 2025 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Gäste wurden am TRIANGEL empfangen und tauschten sich offen und konstruktiv zu Softwareleitlinien aus. (Bild:KIT)

Wie gelangt komplexe Software aus der Wissenschaft in die Anwendung? Wie lassen sich Software-Lösungen optimal lizenzieren? Wie sollten Leitlinien, Prozesse und Bewertungsmodelle für Software-IP aussehen, damit Innovation und Nachhaltigkeit gelingen? Diese zentralen Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen zweitägigen Treffens des Arbeitskreises Software des TransferAllianz e.V., das am 7. und 8. April 2025 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stattfand. Das Team vom Innovations- und Relationsmanagement (IRM) begrüßte knapp 30 Experten und Expertinnen deutscher Wissenschaftseinrichtungen zum intensiven Dialog unter der Moderation von Dr. Sven Friedl (Charité BIH Innovation), Leiter des Arbeitskreises.

Softwarerichtlinien im Dialog

Nach einer informativen Einführung durch Dr. Jens Fahrenberg (Leiter IRM) und einer Führung durch TRIANGEL Transfer | Kultur | Raum ging es am Nachmittag zur inhaltlichen Arbeit über. Die Teilnehmenden widmeten sich dem Schwerpunkt Softwarerichtlinien – ein Thema, das Transferstellen bundesweit beschäftigt. Drei Vorträge brachten verschiedene Perspektiven zusammen:

 

  • Tobias Schlauch stellte die neue von der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) und der de-RSE e.V. – Gesellschaft für Forschungssoftware erarbeitete Musterleitlinie zur effizienten Entwicklung von Forschungssoftware vor, die auch „Technology Readyness Level“ (TRL) und Lizenzvergabe behandelt. Zudem präsentierte er „Good Practices“ zur Entwicklung und Publikation von Software am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
  • Dr. Dennis Oliveira gab Einblicke in die Prozesse des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und den mit vielen Beteiligten zurückgelegten FZJ-übergreifenden Weg hin zu einer Software-Leitlinie. Sowohl die Errungenschaften als auch die Herausforderungen hierbei wurden sichtbar.
  • Andreas Barthel von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zeigte den Weg seiner Einrichtung zu einer Open-Source-Handreichung unter diversen Aspekten und präsentierte u.a. einen darin enthaltenen, für den Prozess zentralen Entscheidungsbaum.


Die lebendige Diskussion unter den Teilnehmenden zeigte: Die Herausforderungen sind groß – das gemeinsame Wissen aber auch.

Campustour am KIT

Im Anschluss führte Dr. Dirk Feuchter, Lizenzmanager für Software am KIT, bei strahlendem Sonnenschein über den Campus Süd. Die Route führte vom Ehrenhof über den Cube der KIT-Gründerschmiede durch das InformatiKOM und weiter zum TECO. Dort empfing Prof. Dr. Michael Beigl gemeinsam mit Dr. Till Riedel, Akademischer Oberrat und Laborleiter, sowie Yunus Bulut von ValidAItor die Teilnehmenden. Mit spürbarer Begeisterung stellte Bulut, Gründer des Spin-offs aus dem KIT, seinen Transferweg rund um seine Softwareplattform für das Qualitäts- und Risikomanagement von KI-Systemen vor. Nach einem abschließenden Blick zum Forschungszentrum Informatik (FZI) und der Technologiefabrik in der Haid-und-Neu-Straße ging es zum gemeinsamen Abendessen, wo der fachliche Austausch in entspannter Atmosphäre fortgesetzt wurde.

Mit System bewerten: IP-Scorecard

Am zweiten Tag ging es zunächst um Bewertungsmodelle für Software-IP. Barthel (PTB) und Friedl (BIH) stellten die IP-Scorecard und eine Adaption für Software zur Diskussion – als Instrument zur Bewertung von Software-IP unter Berücksichtigung diverser Kriterien rechtlicher, technischer und wirtschaftlicher Art. Bei Anwendung wird ein Wert (Score) zwischen 0 und 10 erzielt. Die IP-Scorecard für Software soll Transferstellen helfen, den Wert von Software-IP besser einschätzen und vergleichen zu können und somit bei Lizenzverhandlungen sachlich und objektiv voranzukommen. Auch hier wurde offen diskutiert, nachgefragt und ergänzt.

Gemeinsam mehr erreichen

In anschließenden Arbeitsgruppen ging es dann in die konzeptionelle Tiefe: Die Teilnehmenden teilten sich in drei Arbeitsgruppen auf, um gemeinsam eine potentielle Handreichung des Arbeitskreises zu entwerfen. Diese könnte künftig als Orientierungshilfe für Transferstellen und Wissenschaftseinrichtungen dienen – kompakt, praxisnah und mit Verweisen auf bestehende Publikationen.

Ob in Diskussionen, beim Campus Walk oder beim Ausklang in der Karlsruher Innenstadt – das Treffen des Arbeitskreises war geprägt von einer vertrauensvollen und produktiven Atmosphäre. Der Austausch über Institutionsgrenzen hinweg zeigte: Der Schutz und der Transfer von Software-IP ist komplex, aber gemeinsam lassen sich tragfähige Lösungen entwickeln. „Es ist beeindruckend, wie durch den Arbeitskreis deutschlandweit ein so offener und konstruktiver Austausch zu diesem komplexen Thema stattfindet“, resümierte Feuchter.

Die Herausforderungen im Bereich Software-IP werden den Experten auch in Zukunft genügend Diskussionsstoff bieten. Entsprechend groß ist bereits die Vorfreude auf das nächste virtuelle Treffen im Herbst und 2026 in Präsenz, dann bei der Leibniz Universität Hannover. Das KIT bedankt sich bei allen Mitwirkenden und Teilnehmenden für den wertvollen Austausch.

Über den Arbeitskreis Software
Der AK Software der TransferAllianz e.V., der von Dr. Sven Friedl (Charité BIH Innovation) vertreten und geleitet wird, beschäftigt sich mit den spezifischen Herausforderungen bei der Verwertung von Software aus Wissenschaftseinrichtungen und fördert den Austausch von Best Practices zwischen Technology Transfer Offices (TTO) in ganz Deutschland. Der TransferAllianz e.V. ist der Deutsche Verband für Wissens- und Technologietransfer (WTT) und vereinigt Hochschulen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Patentverwertungsagenturen und weitere Transferdienstleister zu einem bundesweiten, wachsenden Netzwerk. Der AK Software ist nur einer von insgesamt neun Arbeitskreisen, die sich dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion zu den verschiedenen Fachthemen des WTT widmen.

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