Research to Business

Das doppelte Lottchen für Innovation: Rückblick auf den Thementag zu digitalen Zwillingen

Wie digitale Zwillinge Innovationsprozesse in Forschung und Entwicklung beschleunigen können, zeigten die Beispiele beim Thementag des KIT-Business-Clubs am 07. Mai 2024 zum Thema „Forschung zum digitalen Zwilling am KIT“. Die Gäste aus 16 Unternehmen bekamen Einblicke in die praktische Anwendung der Forschung anhand spannender Fachvorträge und zweier Institutsführungen.

Technologie-Demonstration im Cave: Am Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) wurde in der Projektionsumgebung (Cave) eindrucksvoll demonstriert, wie digitale Zwillinge bei bestehenden Produkten und Systemen für Simulations-, Weiterbildung- und Optimierungs- Zwecke verwendet werden können. (Foto: KIT)

Unternehmen sind ständig auf der Suche nach neuen Wegen und Lösungen, um Kosten in Forschung und Entwicklung zu senken, Entwicklungszeiten zu reduzieren, Produkte effizienter zu gestalten und insgesamt Innovationen zu beschleunigen. Hier treten digitale Zwillinge in Aktion – virtuelle Nachbildungen von physischen Objekten oder Systemen. Am 07. Mai 2024 besuchten Vertretende aus 16 Unternehmen das KIT, um beim Thementag des KIT-Business-Clubs Einblicke in verschiedene Bereiche rund um „Forschung zum digitalen Zwilling am KIT“ zu bekommen. Neben spannenden Fachvorträgen aus der aktuellen Forschung wurden die Gäste im Rahmen zweier Führungen in die digitalen Welten geführt.

Einer der Hauptvorteile von digitalen Zwillingen ist die Möglichkeit, umfangreiche Simulationen und Tests durchzuführen, ohne dass physische Prototypen aufgebaut werden müssen. Durch die Erstellung virtueller Modelle von einzelnen Komponenten, kompletten Produkten oder gar Systemen können Forschende und Entwicklungsteams verschiedene Design-Iterationen evaluieren, die digitalen Prototypen unter verschiedenen Bedingungen testen und Designs frühzeitig und kostengünstig optimieren, bevor sie sich auf kostspielige physische Prototypen und Fertigungsprozesse festlegen. „Digital twins“ verändern die Art und Weise der Forschung und Entwicklung maßgebend. So gab beispielsweise Dr. Gabriel Cadilha Marques Einblicke, wie digitale Zwillinge am Institut für Nanotechnologie (INT) auf der Nano- und Mikroskala zur Entwicklung einzelner elektronischer Komponenten und deren Materialien genutzt werden. Demgegenüber zeigte Prof. Giovanni De Carne, Leiter der Gruppe Echtzeitsysteme für Energietechnologien am Institut für Technische Physik (ITEP), wie digitale Zwillinge im großen Maßstab für Echtzeit-Simulationen in Power-Hardware-in-the-Loop (PHIL)-Versuchen genutzt werden können.

Vertreter/innen von 16 Unternehmen kamen zum Thementag, um sich einen Eindruck von der vielfältigen Forschung zum digitalen Zwilling am KIT zu verschaffen. Highlights waren zwei Führungen an den Instituten IMI und wbk. (Foto: KIT)

Während der Führung am Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) wurde in einer 3D-Projektionsumgebung (Cave) eindrucksvoll demonstriert, wie digitale Zwillinge bei bestehenden Produkten und komplexen Systemen für Simulations-, Weiterbildungs- und Optimierungs-Zwecke verwendet werden können. Durch den technischen Fortschritt und die aktuellen Möglichkeiten der Sensorik wird zudem die Qualität und Quantität der Daten maßgebend verbessert, welche essentiell für das Erstellen eines möglichst naturgetreuen digitalen Abbildes und einer realitätsnahen Simulation sind. Diese Technologie kann somit die Art und Weise, wie wir künftig komplexe Systeme entwerfen, betreiben und warten, maßgebend verändern.

Die Entwicklung mithilfe von digitalen Zwillingen bringt jedoch auch einige Herausforderungen mit sich, so Prof. Ralf Reussner vom KASTEL – Institut für Informationssicherheit und Verlässlichkeit des KIT. So werden digitale Zwillinge üblicherweise für spezifische Aufgaben der Systemanalyse oder -Synthese entworfen und erstellt, weshalb es nicht „den einen Zwilling“ gibt. Daher stellt sich die Frage nach der Konsistenz der verschiedenen Modelle und Zwillinge nicht nur zur realen Welt, sondern auch untereinander. Hierzu forscht Reussner im neuen DFG Sonderforschungsbereich „CRC 1608 Convide“. Die Themen Datenqualität, Cybersicherheit und die Integration unterschiedlicher Systeme sind weitere Beispiele, welche Herausforderungen die Forschung und Industrie hierbei begleiten. Auch die Schaffung einheitlicher Schnittstellen und Standards ist eine der zukünftigen Herausforderungen, welche gemeinsam von Wissenschaft und Industrie erarbeitet werden müssen, so Prof. Jivka Ovtcharova vom IMI. Darüber hinaus müssen Unternehmen in die Ausbildung der erforderlichen Fähigkeiten und Fachkenntnisse investieren, um diese umfassende Technologie effektiv nutzen zu können.

Trotz dieser Herausforderungen sind der potenzielle Mehrwert von digitalen Zwillingen zu bedeutend, um sie zu ignorieren. So ist sich Martin Benfer vom wbk Institut für Produktionstechnik sicher, dass digitale Zwillinge künftig ein Grundpfeiler für die moderne Produkt- und Produktionsentwicklung sein werden. Im Zuge von Industrie 4.0 und der digitalen Transformation von Unternehmen werden digitale Zwillinge zweifellos eine zentrale Rolle spielen, da sind sich Gäste und Vortragende einig. Das virtuelle „doppelte Lottchen“ beschleunigt die Entwicklung von neuen Produkten und -lösungen in verschiedenen Branchen, senkt dadurch die Kosten und fördert Innovationen. Der Thementag des KIT-Business-Clubs bot die Gelegenheit zur Annäherung an dieses wichtige Zukunftsthema.

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