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Berufe im Technologietransfer: Innovationsmanager/in für Transferprojekte

Genauso vielfältig wie das Tätigkeitsfeld Innovation ist, können auch die beruflichen Ausrichtungen im Innovationsmanagement sein. Wir haben den erfahrenen Innovationsmanager Dr. Rainer Körber zum Interview getroffen, um mit ihm über seine Arbeit im Projektgeschäft zu sprechen.

Innovationswettbewerb NEULAND 2018: Das ausgezeichnete Projekt „3D USCT for multi-center study in China“ begleitet Dr. Rainer Körber (links) bereits seit einiger Zeit beim Technologietransfer. (Bild: Patrick Langer / KIT)
Innovationswettbewerb NEULAND 2018: Das ausgezeichnete Projekt „3D USCT for multi-center study in China“ begleitet Dr. Rainer Körber (links) bereits seit einiger Zeit beim Technologietransfer. (Bild: Patrick Langer / KIT)

Dr. Rainer Körber ist Projektleiter für den Innovationsfonds NEULAND, ein KIT-internes Förderprogramm für produktorientierte Forschungskooperationen – also Technologietransfer-Projekte, die von einem Institut gemeinsam mit einem Industriepartner durchgeführt werden. Ziel ist dabei die produktorientierte Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen gemeinsam mit dem Industriepartner hin zu einem marktreifen Produkt, das dann vom Industriepartner hergestellt und vertrieben werden soll. Rainer Körber begleitet die Technologietransfer-Projekte hierbei von Anfang an: als Unterstützer der Forschenden am KIT bei der Partnersuche, als Berater bei der Antragstellung für die Förderung sowie als Projektmanager und Vermittler im laufenden Förderprojekt.

Wie wird man Innovationsmanager? Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Rainer Körber: Wissenschaft und Entwicklung haben schon immer Neugierde in mir geweckt. Ich habe ursprünglich Verfahrenstechnik studiert und dann zwei Jahre in Darmstadt bei einem Industrieunternehmen gearbeitet. Der Berufsalltag als Ingenieur war nicht das, was ich mir für meine berufliche Entwicklung vorgestellt hatte, sodass ich meinen Traum, in die Wissenschaft einzusteigen, verwirklicht habe. So kam es, dass ich noch am KIT Chemie studiert habe und im Anschluss dort als Postdoc in einem Team arbeitete, welches Gassensoren zur Detektion von Gerüchen, sog. „elektronische Nasen“ entwickelte. Da steckte schon viel von meinem heutigen Tätigkeitsfeld als Innovationsmanager drin: Eine anfängliche Idee kreativ umzusetzen und zu einem Produkt weiterzuentwickeln. Viele verwechseln den Begriff Innovation mit Invention. Erfinderisch sein, heißt neue Ideen haben, aber sobald ich diese Idee weiterentwickle und auf den Markt bringe, dann ist es erst innovativ.

 

Warum hast du dich für einen Beruf im Technologietransfer entschieden?

Rainer Körber: Auf dem Weg von der Wissenschaft in die Wirtschaft gibt es eine Lücke – wie kommt man von einem experimentellen Prototyp zum verkaufsfähigen Produkt? Einerseits braucht es ein gewisses Know-how, um eine Idee zu haben und sich das geistige Eigentum zu sichern. Aber um von einem Prototyp zum Produkt zu kommen, muss man sich ganz anderen Fragen stellen: Welchen Nutzen bringt das Produkt? Wie lang ist der Lebenszyklus des Produkts? Wie viel kostet das Produkt? Ist dieser Preis akzeptabel? Welche Fördermittel gibt es, um die Entwicklungsschritte und die Skalierung finanziell stemmen zu können? Das ist weit mehr als reine Wissenschaft. Wir als Innovationsmanager an einer Forschungseinrichtung versuchen, frühzeitig den Kontakt zur Industrie zu knüpfen, um gemeinsam zu überlegen, wie eine clevere Idee zu einem marktfähigen Produkt entwickelt werden kann.

„Meine Triebkraft: Potenziale erkennen, mit einem motivierten Team umzusetzen und zu sehen, dass es mit einem Firmenpartner in die Anwendung kommt. Darum habe ich mich für einen Beruf im Technologietransfer entschieden.“

Dr. Rainer Körber

Dr. Rainer Körber (Mitte) knüpft auf der jährlichen Hannover Messe wichtige Kontakte zu potenziellen Industriepartnern. (Bild: KIT)

Welche Anforderungen stellt der Beruf? Was sollte man mitbringen?

Rainer Körber: In meiner Arbeit geht es um Projektarbeit mit Industriepartnern, um den Technologietransfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschung in die Industrie zu ermöglichen. Um solche Projekte beurteilen und vermitteln zu können, braucht man eine naturwissenschaftliche Ausbildung. Andere entscheidende Punkte sind Soft Skills, wie Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick, persönliche Präsenz und einen Instinkt für die „Trends von morgen“. Ich bin schon einige Jahre als Innovationsmanager tätig und baue daher ganz viel auf meinen Erfahrungsschatz, welchen ich im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut habe.

Der Job als Innovationsmanager ist am Puls der Zeit. Wir machen uns Gedanken, wie die Welt von morgen aussehen könnte. Hier kann ich Tendenzen ablesen, aber wie sich etwas dann letztendlich entwickelt, ist nicht vorhersehbar. Das sind sehr spannende Aspekt in meinem Beruf: Einerseits die Impulse, die meine berufliche Tätigkeit beeinflussen, anderseits meine kreative Verantwortung, damit umzugehen.

 

Wie sieht ein typischer Tag für dich aus? Was genau beinhaltet dein Beruf?

Rainer Körber: Einen typischen Tag gibt es im Innovationsmanagement nicht, weil die Themen und Aufgaben so unterschiedlich sind. Einige Aufgaben, die ich regelmäßig erledige sind: Screening der promovierenden Personen am KIT, Sichten der Bewerbungen für den Innovationfonds und -wettbewerb sowie Gespräche mit den Patentreferaten über interessante Erfindungen. Häufig fragen mich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ob wir sie bei Verhandlungen mit Industriepartnern unterstützen können und dann bin ich als Mittelsmann dabei. Zusätzlich kümmere ich mich auch um Anfragen, von Firmen zu Technologieangeboten aus unserer Technologiebörse. Ein gutes Beispiel aus dem letzten Jahr: Nach der Bewerbung eines Luftreinigungssystems zur Deaktivierung von Covid-19-Viren, Aerobuster genannt, wurden wir von Anfragen überhäuft. Das System wurde von Herstellern und potenziellen Nutzern gleichermaßen stark nachgefragt und so hatte ich plötzlich ein neues Projekt, was 30 Prozent meiner Arbeitszeit in Anspruch genommen hat.

Ich habe bei meiner Arbeit keinen eindeutigen Schwerpunkt, sondern die Themen und Projekte kommen aus allen möglichen Bereichen der Wissenschaft: Elektrotechnik, Architektur, Maschinenbau, Chemie, Physik und Geologie. Diese Vielfalt fasziniert mich immer wieder und ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ein Wissenschaftler, der von Allem rudimentär Ahnung hat.

Wir setzen auch verstärkt auf das Netzwerk KIT Industry Experts, das meine Kollegin Laura Bosch betreut, um die Verbundenheit der Alumnus des KIT, positiv für die Kooperationsanbahnung zwischen der Industrie und dem KIT nutzen zu können. Hier nutze ich die Expertise der Mitglieder, um gezielt zu einzelnen Technologien, Feedback aus der Industrie zu bekommen. Dieser Austausch bringt wichtige Erkenntnisse für die Verwertungsstrategie.

Beim Innovationstag des KIT informiert Dr. Rainer Körber über die Fördermöglichkeiten durch den Innovationsfonds. (Bild: Patrick Langer / KIT)
Beim Innovationstag des KIT informiert Dr. Rainer Körber über die Fördermöglichkeiten durch den Innovationsfonds. (Bild: Patrick Langer / KIT)

Warum braucht das KIT Innovationsmanager?

Rainer Körber: Das KIT braucht Innovationsmanager/innen, damit aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Forschung und Lehre auch konkrete Entwicklungen und Produkte zum Allgemeinwohl entstehen. Wir fördern in unserer Rolle sozusagen den Transfer in die Wirtschaft und letztendlich die Anwendung der Forschungsbeiträge. Es sind in den letzten 15 Jahren viele neue Berührungspunkte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft hinzugekommen. Da wurden schon kleine Berge versetzt. Aber wir sollten uns durchaus damit beschäftigen, wie wir große Berge versetzen können. Das KIT als Exzellenzuniversität möchte ja weiterhin vorne mitspielen.

 

Was gefällt dir an deinem Beruf?

Rainer Körber: Mir gefällt sehr, dass ganz besonders der Austausch zwischen Forschung und Entwicklung immer in regem Fluss ist. Routine? Nein, in ein paar Jahren werde ich mich wieder mit ganz anderen Themenstellungen befassen als noch heute und da freue ich mich drauf! Die Kreativität, die Innovationskraft und der stetige Wandel am Puls der Zeit, und da immer wieder teilhaben zu dürfen, macht für mich den Beruf aus. Ich fühle mich nach 15 Jahren noch immer am richtigen Platz!

 

Das Interview führte Marie Simon.

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