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Berufe im Technologietransfer: Patentassessor/in

Innovationsmanagement und Technologietransfer: Was bedeutet es, in diesen nicht alltäglichen Berufsfeldern zu arbeiten? Welche Jobprofile werden hier gebraucht, was macht diese Berufe aus?

Zwei Berufsfelder des Technologietransfers am KIT wurden schon in dieser Interview-Reihe beleuchtet: Die Leitung des Teams sowie das Innovationsmanagement. Heute stellen wir die Arbeit der Patentabteilung am KIT vor, welche die Erfindungen der Beschäftigten des KIT gewerblich schützt. Der Schutz des geistigen Eigentums ist einer der wichtigen Grundpfeiler für die Technologieverwertung an die Wirtschaft. Dr. Andreas Weddigen kennt sich damit bestens aus: Er ist langjähriger Patentassessor am KIT und leitet die Patentgruppe mit den themenorientierten Patentreferaten beim Innovations- und Relationsmanagement. Sein Aufgabengebiet umfasst den gesamten gewerblichen Rechtsschutz, von Patentierung über Gebrauchsmuster und Marken bis zu Designs.

Dr. Andreas Weddigen erklärt wissenschaftlichen Beschäftigten des KIT erste Schritten im Umgang mit Erfindungen unter anderem in Seminaren oder beim Innovationstag NEULAND. (Bild: Robert Fuge / KIT)
Dr. Andreas Weddigen erklärt wissenschaftlichen Beschäftigten des KIT erste Schritten im Umgang mit Erfindungen unter anderem in Seminaren oder beim Innovationstag NEULAND. (Bild: Robert Fuge / KIT)

Wie wird man Patentassessor? Wie bist Du zu diesem Beruf gekommen?

Andreas Weddigen: Ich habe eine Herausforderung im wissenschaftlichen Umfeld gesucht, und das Thema gewerbliche Schutzrechte hat mich schon seit meinem Studium interessiert. Noch vor der Gründung des KIT ergriff ich die Chance, als Patentreferent in die Patent- und Lizenzabteilung des Forschungszentrums Karlsruhe einzusteigen. Schon in den ersten Jahren bin ich dann berufsbegleitend zu meiner regulären Arbeit die entsprechende Ausbildung zum Patentassessor und zum Europäischen Patentvertreter angegangen und habe sie erfolgreich abgeschlossen.

Um den Titel des Patentassessors zu tragen, muss man eine staatliche Prüfung vor dem Deutschen Patent- und Markenamt bestehen. Diese ist ein Qualifikationsnachweis, den freiberufliche Patentanwälte und Patentassessoren im Angestelltenverhältnis gleichermaßen für das Führen ihrer jeweiligen Berufsbezeichnung benötigen. Für den Europäischen Patentvertreter ist da­gegen die erfolgreiche Ablegung einer eigenen Prüfung, der sogenannten Europäischen Eignungsprüfung, vor dem Europäischen Patentamt erforderlich. Beide Qualifikationswege gelten als sehr zeitintensiv, und man muss ein hohes Maß an Motivation und Engagement mitbringen, um sie erfolgreich abzuschließen.

 

Warum hast Du Dich für einen Beruf im TT entschieden?

Andreas Weddigen: Der Technologietransfer in der Forschung verbindet die neuesten Technologien aus unterschied­lich­sten Fachgebieten mit deren Wegen in eine kommerzielle Verwertung. Technik, Recht und Ver­trieb treffen hier direkt aufeinander und verzahnen sich. Kommunikation zwischen den einzelnen Kompe­tenzen ist hier alles. Der gewerbliche Rechtsschutz ist dabei ein zentrales Element; er dient der Siche­rung von Rechten an eigenen Technologien und damit als Grundlage für eine Lizenzierung.

„Diese Vielfalt an Themen und Arbeitsgebieten ist für mich bis heute ein entscheidender Grund, mich im Technologietransfer zu engagieren.“

Dr. Andreas Weddigen

Welche Anforderungen stellt der Beruf? Was sollte man mitbringen?

Andreas Weddigen: Bevor man eine Tätigkeit als Patentassessor/Patentanwalt, oder auch als Patentreferent für sich in Betracht zieht, sollte man sich meiner Meinung nach die folgenden Fragen stellen: Faszinieren mich technische Fragestellungen? Schon für die Ausbildung zum Patentassessor ist ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches oder technisches Studium eine Grundvoraussetzung. Je nach Ausbildungweg ist auch eine einschlägige Berufserfahrung noch vor Beginn der Ausbildung erforderlich.  Zweitens sollte man sich fragen, ob man gerne bereit ist, sich juristisch zu bilden und weiterzuentwickeln. Auch beinhaltet die Ausbildung  zum Patentassessor ein berufsbegleitendes Studium an der Fernuniversität Hagen in „Recht für Patentanwältinnen und Patentanwälte“, das mit Prüfungen auch bestanden werden muss. Außerdem ist es wichtig, Freude an Kommunikation mitzubringen. Schließlich sollte es einem liegen, mit Fristen und Termindruck umzugehen sowie den Arbeitgeber oder den Mandanten verantwortlich zu vertreten.

Im Rahmen von Fortbildungen gibt Dr. Andreas Weddigen sein Wissen zu Patent- und Lizenzrechten weiter. (Bild: Nicole Brinnel / KIT)
Im Rahmen von Fortbildungen gibt Dr. Andreas Weddigen sein Wissen zu Patent- und Lizenzrechten weiter. (Bild: Nicole Brinnel / KIT)

Wie sieht ein typischer Tag für Dich aus? Was genau beinhaltet Dein Beruf?

Andreas Weddigen: Zu meinen zentralen Aufgaben gehört das Prüfen von technischen Erfindungen sowie deren Meldungen, die Ausarbeitung von Patentanmeldungen sowie die Vertretung des KIT bei der Anmeldung, Er­teilung und Verteidigung von Patenten und anderen Schutzrechten gegenüber den Patentämtern und anderen Dritten. Entsprechend findet ein Großteil meiner Arbeit im Büro statt, unterbrochen von Erfinder­ge­sprächen oder anderen Terminen vor Ort, Dienstreisen bei­spielsweise zu Verhandlungen bei Patentämtern und -gerichten oder Fortbildungsver­anstaltungen.

 

Warum braucht das KIT einen Patentassessor?

Andreas Weddigen: Ich vertrete das KIT in Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes. Dazu gehört die kompetente Vertretung des KIT gegenüber externen Patentanwälten, den Patent­ämtern, -gerichten oder anderen externen Dritten wie auch die interne Beratung von Ent­schei­dungsträgern in IP-Fragen gleichermaßen. Gerade im Universitätsbereich des KIT ist die personelle Wechselfrequenz sehr hoch; eine erfahrene und kompetente Anlaufstelle mit kurzen Wegen für alle Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes ist da enorm wichtig. Letztendlich geht es auch um die gesetzlich geschuldete Bearbeitung von technischen Erfindungen, die dem Arbeitgeber von seinen Arbeitnehmern gemeldet werden.

 

Was gefällt Dir an Deinem Beruf?

Andreas Weddigen: Mir gefällt die verantwortungsvolle Vertretung des KIT auf einem anspruchsvollen Gebiet, aber auch der laufende Austausch mit engagierten Erfinder/innen aus unterschiedlichen Disziplinen sowie mit fachlichen Kolleg/innen gleichermaßen.

 

Das Interview führte Marie Simon.

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