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Berufe im Technologietransfer: Lizenzmanager/in

Das „Geistige Eigentum“ zählt zu den wertvollsten Gütern im Technologietransfer. Durch die wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse erhält das KIT die Möglichkeit, die exzellente Wissenschaft im KIT zusätzlich zu fördern und Innovationsanreize zu schaffen. Ein möglicher Weg der Schutzrechtsverwertung ist die Vergabe von Lizenzen an Unternehmen oder an Ausgründungen.

Am KIT verhandelt die Gruppe Lizenzmanagement vom Innovations- und Relationsmanagement (IRM) diese Lizenzvereinbarungen und berät Institute und andere Abteilungen bei der Vertragsgestaltung bei Forschungskooperationen und Auftragsforschung. Wir haben den leitenden Lizenzmanager Dr. Thomas Kröner getroffen, um mit ihm über seine Profession zu sprechen.

Dr. Thomas Kröner informiert die wissenschaftlichen Beschäftigten beim Humboldt Tag am KIT über die Unterstützungsangebote zur Vergabe von Nutzungsrechten und Lizenzen. (Bild: Patrick Langer / KIT)
Dr. Thomas Kröner informiert die wissenschaftlichen Beschäftigten beim Humboldt Tag am KIT über die Unterstützungsangebote zur Vergabe von Nutzungsrechten und Lizenzen. (Bild: Patrick Langer / KIT)

Wie wird man Lizenzmanager? Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Thomas Kröner: Ich bin durch Zufall 1996 zu diesem Beruf gekommen. Nach der Promotion in Physik war ich zwei Jahre Postdoc am Forschungszentrum Karlsruhe (heute KIT) am Institut für Technische Physik. Ich wollte nicht in der Forschung bleiben und suchte eine Möglichkeit, an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie zu arbeiten. Da kam die Stellenausschreibung als Lizenzmanager im Forschungszentrum wie gerufen. Die Jobbeschreibung klang sehr interessant, das konnte ich mir vorstellen. Ich habe mich beworben und die Stelle bekommen. Nun bin ich seit über 25 Jahren Lizenzmanager und leite seit mehr als 10 Jahren die Gruppe „Lizenzen“.

Ich habe als Quereinsteiger angefangen, wie es bei vielen Lizenzmanagern an Universitäten, aber auch in der Industrie, der Fall ist. Der Grundstein ist in der Regel ein naturwissenschaftliches oder Ingenieursstudium und das rechtliche Know-how eignet man sich an, sozusagen „learning by doing“.

 

Warum hast du dich für einen Beruf im Technologietransfer entschieden?

Thomas Kröner: Technologietransfer ist für mich eine interessante Herausforderung. Bei der Lizenzverhandlung sehen wir, ob sich eine Firma für die am KIT entwickelte Technologie interessiert und bereit ist, für ihre Nutzung Geld zu zahlen. Für mich ist es eine erfüllende Aufgabe, Forschende beim Kommerzialisieren ihrer Arbeitsergebnisse zu unterstützen. Ich finde Verhandlungen mit der Industrie immer wieder spannend, da jeder Fall und die Beteiligten sehr individuell sind.

„Es ist immer ein gutes Gefühl, die Perspektiven aus beiden Welten zu einem Konsens zu bringen und die Zusammenarbeit vertraglich zu fixieren.“

Dr. Thomas Kröner

Welche Anforderungen stellt der Beruf? Was sollte man mitbringen?

Thomas Kröner: Ein Lizenzmanager arbeitet an der Schnittstelle Natur-/Ingenieurswissenschaften, Wirtschaft und Recht. Bei uns am KIT haben alle Mitarbeiter im Lizenzmanagement eine natur-/ingenieurswissenschaftliche Ausbildung. Auf dem direkteren Weg wäre heute ein Studium aus dem Bereich Wirtschaftsrecht denkbar, wobei der Fokus hier meist auf Urheber-, Markenrecht und Designschutz liegt. Lizenzverträge sind Verträge eigener Art und daher eher eine Nische.

Man sollte auf jeden Fall die „Sprache der Wissenschaft“ beherrschen und gleichzeitig die Erfordernisse des Marktes verstehen. Ein Interesse an rechtlichen Fragestellungen ist dabei unbedingt erforderlich. Der Lizenzmanager verhandelt unmittelbar die Verträge, bei tiefergehenden rechtlichen Fragestellungen werden wir durch Juristen unterstützt. Mitbringen sollte man zudem Verhandlungsgeschick, Stressresistenz und Kommunikationsstärke, um in einer Verhandlung die Ruhe zu bewahren. Manchmal läuft so eine Verhandlung nicht nur sachlich ab. Damit muss man umgehen können und die Situation souverän meistern.

Bei Netzwerkveranstaltungen wie dem Innovationstag am KIT trifft Dr. Thomas Kröner (Mitte) alte Bekannte wieder: Industrievertreter, Wissenschaftler und Gründerteams, mit denen er in Lizenzverhandlungen zusammensaß. (Bild: Patrick Langer / KIT)
Bei Netzwerkveranstaltungen wie dem Innovationstag am KIT trifft Dr. Thomas Kröner (Mitte) alte Bekannte wieder: Industrievertreter, Wissenschaftler und Gründerteams, mit denen er in Lizenzverhandlungen zusammensaß. (Bild: Patrick Langer / KIT)

Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?

Thomas Kröner: Das kann Ausarbeiten, Kommentieren oder Verhandeln eines Vertragsentwurfs sein. Konkret regelt der Vertrag die Einräumung der Nutzungsrechte, die Lizenzgebühren, die hierfür zu zahlen sind, und weitere Details, wie z.B. das Buchprüfungsrecht, die Abrechnungsmodalitäten und Gewährleistung. Hierbei bin ich in regelmäßigem Diskurs mit internen und externen Gesprächspartnern. Mit den Kollegen von Patentwesen, Rechtsangelegenheiten und Technologietransfer besteht dabei ein besonders intensiver Austausch: über Erfindungen und deren Vermarktungspotenzial, Vermarktungs- sowie Verhandlungsstrategien.

Mit der Vertragsunterzeichnung endet die Arbeit aber nicht. Oft werden am KIT weitere Schutzrechte generiert, die für einen bestehenden Lizenznehmer interessant sein könnten; dann bieten wir diese dem Lizenznehmer an und nehmen sie als weitere Vertragsschutzrechte auf. Dann gibt es Lizenznehmer, die ihr Unternehmen umstrukturieren oder leider in Insolvenz gehen. Auch da gibt es noch Arbeit im Lizenzmanagement. Hinzu kommt die Beratung der Abteilungen Recht und Verkauf am KIT zu Fragen bei der Kommerzialisierung von Schutzrechten oder zu Beginn eines Jahres die Prüfung der Lizenzabrechnungen.

 

Warum braucht das KIT Lizenzmanager?

Thomas Kröner: Das KIT verfügt aus der eigenen Forschung über gewerbliche Schutzrechte und Know-how. Es werden jedes Jahr neue gewerbliche Schutzrechte durch das KIT angemeldet und zur Erteilung gebracht. Ein Lizenzmanager kommerzialisiert dieses geistige Eigentum im Auftrag des KIT und macht so die wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse möglich. Durch Lizenzvergabe oder den Verkauf von Schutzrechten werden für die betreffenden Institute freie Drittmittel eingeworben, welche die Wissenschaft zusätzlich fördern. Auch für die Erfinder ist eine Lizenzvergabe lukrativ, denn sie erhalten 30 % der erzielten Einnahmen als Erfindungsvergütung.

 

Was gefällt dir an deinem Beruf?

Thomas Kröner: Für mich ist es ideal, die Forschungsthemen mit Rechts- und Wirtschaftsaspekten zu verbinden. Und dabei zu sehen, dass aus den Erfindungen des KIT am Ende Produkte, Umsätze und Arbeitsplätze entstehen. Mit der Gründung des KIT im Jahre 2009 haben wir immer öfter auch Lizenzierungen an Spin-offs auf der Tagesordnung. Dadurch erlebt man diesen Weg zum Markt noch viel näher mit.

Als Lizenzmanager kann ich frei und selbstorganisiert arbeiten. Dennoch schätze ich die Nähe zum heterogenen Kollegenkreis, um sich über aktuelle Fragestellungen auszutauschen. Bei der Vertragsgestaltung und -verhandlung ist immer wieder meine Kreativität gefragt. Das macht den Job auch nach so langer Zeit noch spannend.

 

Das Interview führte Karola Janz.

 

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