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Berufe im Technologietransfer: Jurist/in

Claudia Kandler, verantwortlich für strategische Beteiligungen am KIT. Als Expertin zu juristischen Themen gibt sie gelegentlich auch bei Veranstaltungen wie dem Innovationstag ihr Wissen weiter. (Bild: KIT)

Das Beteiligungsmanagement an Hochschulen beinhaltet neben den umfangreichen betriebswirtschaftlichen Aufgaben immer auch die Beachtung von juristischen Rahmenordnungen. Als ausgebildete Juristin kommt Claudia Kandler dieser Aufgabe in ihrer Rolle als Beteiligungsmanagerin am KIT nach. Im Bereich der strategischen Beteiligungen agiert sie nicht auf „klassische Weise“ im Technologietransfer, sondern begleitet einige am KIT angegliederte Gesellschaften wie beispielsweise das Studentische Kulturzentrum, das Schloss Dagstuhl (Leibniz Institut für Informatik) oder das Digitale Innovationszentrum (DIZ). Im Interview erzählt sie uns, wie die juristische Begleitung mit dem Technologietransfer am KIT einhergeht.

 

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Claudia Kandler: Ich habe die typische Juristenausbildung – also Studium und Referendariat mit jeweils erstem und zweitem Staatsexamen – absolviert. Ich habe mich früh für eine Tätigkeit im Hochschulumfeld interessiert. Zunächst arbeitete ich für einen Universitätsverbund mit dem Schwerpunkt Urheberrecht und Rechtemanagement, später bei einer Patentverwertungsagentur der Hochschulen.

Von dort aus wechselte ich zum KIT in die zum damaligen Zeitpunkt noch bestehende Dienstleistungseinheit „Innovationsmanagement“, um mich dort in der Abteilung Beteiligungen insbesondere um die rechtlichen Aspekte der Beteiligungen des KIT zu kümmern. Im Rahmen einer internen Umstrukturierung formierte sich die bestehende Dienstleistungseinheit zum „Innovations- und Relationsmanagement“. Im dem Zug wurden die Beteiligungsaktivitäten des KIT innerhalb der Abteilung organisatorisch aufgeteilt: Zum einen Technologiebeteiligungen, für die mein Kollege Dr. Eric Braun zuständig ist. Zum anderen strategische Beteiligungen, die nun bei mir angesiedelt sind. Wir arbeiten dennoch eng zusammenarbeiten, da für ein erfolgreiches Beteiligungsmanagement am KIT insbesondere die Kombination der betriebswirtschaftlichen und der juristischen Expertise wichtig ist.

 

Wie sieht ein typischer Tag für dich aus? Was genau beinhaltet dein Beruf?

Claudia Kandler: Meine Tätigkeit beinhaltet natürlich viel Verwaltung, Dokumentation, sowie beispielsweise die Vorbereitung von Gesellschafterversammlungen, und die Teilnahme an diesen Versammlungen. Darüber hinaus sind regelmäßig im Umfeld der Gesellschaften Unterlagen und Vorgänge mitzuverfolgen und zu prüfen, insbesondere bei rechtlichen Fragestellungen. Je nachdem wie der Gesellschaftsvertrag aussieht, enthält dieser beispielsweise Regelungen, die eine Einbeziehung der Gesellschafterversammlung bei besonderen Vorgängen vorsehen. Grundsätzlich liegt der Fokus einer juristischen Prüfung darauf, ob der Prüfungsgegenstand für das KIT als Gesellschafter so möglich bzw. zulässig ist, oder ob er rechtlich für das KIT problembehaftet sein könnte. Eine solche Prüfung erfolgt grundsätzlich immer im Vier-Augen-Prinzip gemeinsam mit der Rechtsabteilung des KIT.

Im Bereich des Beteiligungsmanagements der strategischen Beteiligungen des KIT steht das Gesellschaftsrecht im Vordergrund, wobei jedoch auch einige der von mir betreuten Gesellschaften im Technologieumfeld angesiedelt sind.

 

Claudia Kandler beim Innovationstag NEULAND: Netzwerken und der fachliche Austausch mit Vertretern aus Industrie und Wissenschaft sind ebenso Teil des Berufsalltags. (Bild: KIT)

Welche Anforderungen stellt der Beruf?

Claudia Kandler: Auf jeden Fall Kommunikationsfähigkeit, da man in dieser Position Anlaufstelle und Ansprechpartnerin für die strategischen Beteiligungen des KIT ist. Darüber hinaus muss man in der Lage sein, im Rahmen von Verhandlungen bei juristischen Fragestellungen die möglichen Problematiken für das KIT verständlich und überzeugend dem Verhandlungspartner zu vermitteln. Dabei ist immer auch ein lösungsorientierter Ansatz wichtig; also die Fähigkeit, neben der Identifikation von Problemen für diese auch gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, als Juristin möglichst frühzeitig in den Vorgang eingebunden zu werden. Dadurch ist es meist viel einfacher, rechtliche Fallstricke zu vermeiden und etwaige Probleme zu lösen.

Diese Kommunikationsfähigkeit ist auch bei der Beratung zu juristischen Themen wichtig, die einen Teil meiner Tätigkeit ausmacht. Meine Beratungsaufgabe schätze ich sehr, wobei ich immer bestrebt bin, juristische Sachverhalte möglichst verständlich zu erläutern. Grundsätzlich sollte man neben der Begeisterung für die juristische Arbeit auch Interesse an betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Fragestellungen haben, die im Umfeld der gesellschaftsrechtlichen Beteiligungen des KIT ebenfalls zum Tagesgeschäft gehören.

Daneben ist insbesondere auch zeitliche Flexibilität und Erreichbarkeit gefragt. Beispielsweise im Rahmen von Investment- und Kapitalrunden bei Technologiebeteiligungen, bei denen ich gemeinsam mit Herrn Braun sowie der Rechtsabteilung des KIT meist innerhalb sehr kleiner Zeitfenster relativ umfangreiche Dokumente prüfen muss. Hier müssen die Prozesse Hand in Hand gehen.

 

Was gefällt dir an deinem Beruf?

Claudia Kandler: Das Umfeld an der Universität unterscheidet sich sehr von dem einer Kanzlei. Aber gerade das macht es aus: Sowohl das gesellschaftsrechtliche Aufgabenfeld als auch der wissenschaftliche Kontext gefallen mir sehr. Insbesondere das Technologieumfeld finde ich höchst spannend, da meine Tätigkeit innerhalb der Technologietransferabteilung mir die Möglichkeit bietet, neben meiner juristischen Arbeit auch aktuelle technologische Entwicklungen und zukunftsweisende Forschung zu erleben.

Ich fühle ich mich sehr wohl im Hochschulumfeld mit meinen netten Kolleginnen und Kollegen und einem angenehm ungezwungenen Miteinander. Die interessanten Aufgaben, die immer neue Herausforderungen für mich darstellen, sowie die aktuellen juristischen Entwicklungen in diesem Bereich finde ich sehr interessant. Regelmäßige Weiterbildungen bietet mir die Möglichkeit, mich fachlich zu entwickeln. Aber auch die Einarbeitung in immer wieder auftretende neue Fragestellungen und Problemkonstellationen machen die Tätigkeit sehr abwechslungsreich und spannend.

 

Warum braucht das KIT eine Juristin im Bereich Beteiligungsmanagement?

Claudia Kandler: Die Position einer Juristin oder eines Juristen im Beteiligungsmanagement ist an Hochschulen keine Selbstverständlichkeit. Am KIT hat man erkannt, dass im Technologietransfer und insbesondere im Bereich der Unternehmensbeteiligungen juristische Expertise wichtig ist. So wie Herr Braun den betriebswirtschaftlichen Teil abdeckt, ist auch immer eine enge und sorgfältige rechtliche Betreuung der Beteiligungen wichtig. Die Tätigkeit im Beteiligungsmanagement umfasst immer wieder Inhalte, bei denen man nicht auf juristisches Fachwissen verzichten kann. Dieses „Tandem“ von betriebswirtschaftlicher und juristischer Fachkompetenz ist eine wichtige Basis für ein effektives Beteiligungsmanagement.

 

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