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Berufe im Technologietransfer: Leitung des Innovations- und Relationsmanagement

Der Technologietransfer aus der öffentlichen Forschung leistet einen wichtigen Beitrag in Wirtschaft und Gesellschaft. Das wird seit Beginn der Corona-Pandemie besonders deutlich: Sehr schnell mussten Wissenschaft und Unternehmen Technologien und Produkte zur Bekämpfung der Krankheit bereitstellen, die bis dahin nicht verfügbar waren. Doch was passiert eigentlich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft? Innovationsmanagement, Technologiemarketing, Patentmanagement und Gründerberatung: Welche Anforderungen werden in diesen Berufsfeldern gestellt?

Wie der Technologietransfer am KIT abläuft, wird in den nächsten Monaten durch spannende Interviews mit Teammitgliedern des Innovations- und Relationsmanagements (IRM) beleuchtet.

Den Anfang macht Dr. Jens Fahrenberg, Leiter des Innovations- und Relationsmanagement am KIT. Was hält der Tag bereit, wenn man ein großes Transfer-Team leitet? Welche Anforderungen stellt dieser Beruf? All das und vieles weiteres lesen Sie im Interview.

Dr. Jens Fahrenberg (Mitte) auf dem Innovationstag 2019 beim Networking. (Bild: Robert Fuge und Magali Hauser / KIT)
Dr. Jens Fahrenberg (Mitte) auf dem Innovationstag 2019 beim Networking. (Bild: Robert Fuge und Magali Hauser / KIT)

Wie wird man Leiter des Technologietransfers?

Jens Fahrenberg: Wie bin ich zu dem Beruf gekommen? Eine Kombination aus über die Jahre gewachsenem Interesse und einer erfolgreichen internen Bewerbung im Jahr 2002. Ich habe am KIT studiert sowie promoviert und in dieser Zeit ein großes Interesse an der Schnittstelle zur Wirtschaft entwickelt. Es war mir schon immer ein Anliegen, dass meine tägliche Arbeit einen spürbaren Nutzen bringt.

Auch deshalb bin ich bald nach meiner Promotion in das Wissenschaftsmanagement gewechselt und habe in der Mikrosystemtechnik Verantwortung für Projekte übernommen, in denen Wissenschaft und Wirtschaft miteinander über Transferwege diskutiert haben. Hier habe ich gemerkt, dass genau diese Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Umgang mit Menschen motivierend für mich sind. 2002 bekam ich dann die Chance, die Leitung der damaligen Technologietransferabteilung zu übernehmen und sie weiter in Richtung eines modernen Transfers für die Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Was motiviert Dich in Deinem Beruf?

Jens Fahrenberg: Ein großer Antrieb für mich ist sicherlich der Umgang mit Menschen. Das ist für mich von Vorteil, weil man beim Transfer auch vom „Peoples business“ spricht. Es kommen Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, die durchaus verschiedene Prägungen und Interessen haben können und damit auch unterschiedliche „Sprachen“ sprechen. Da spielen „Übersetzung“, Verständnis und Vertrauen eine sehr wichtige Rolle. Ich halte außerdem den Transfer für eine entscheidende Aufgabe: Forschungsergebnisse nutzbar machen, Mehrwerte für Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Diese Kombination aus Menschen und dem Wissen, einen wichtigen und sinnvollen Beitrag zu leisten, motiviert mich.

„Manchmal komme ich abends nach Hause und sage zu meiner Frau, dass ich mich wie ein behandelnder Arzt fühle: Man hat sehr viele kurze Meetings, trifft Menschen mit komplexen Fragestellungen und muss versuchen, Probleme schnell zu erfassen, Lösungen zu skizzieren und gute Entscheidungen zu treffen – bevor wieder das nächste Meeting kommt.“

Dr. Jens Fahrenberg

Dr. Jens Fahrenberg bei der Siegerehrung des NEULAND Innovationspreises im Rahmen des Innovationstags 2019. (Bild: Robert Fuge und Magali Hauser / KIT)
Dr. Jens Fahrenberg bei der Siegerehrung des NEULAND Innovationspreises im Rahmen des Innovationstags 2019. (Bild: Robert Fuge und Magali Hauser / KIT)

Welche Anforderungen stellt der Beruf? Was sollte man mitbringen?

Jens Fahrenberg: Das hängt davon ab, wie die Transferabteilung aufgebaut ist: Am KIT ist es so, dass wir ein großes Team aus vielen Expert*innen haben. Für mich ist es daher wichtig, in allen Feldern ein gutes Grundwissen zu haben, für konkrete Entscheidungen dann aber auch die Expert*innen einzubeziehen. Deswegen sind sicher auch Soft Skills und ein breites Allgemeinwissen von Vorteil. Bei der Kommunikation mit und dem Verständnis für unsere wissenschaftlichen „Kunden“ und Gründer aber auch für die Fragestellungen aus der Wirtschaft hilft mir sicher mein technisches Studium, ich bin von Haus aus Elektroningenieur.

Ein naturwissenschaftliches Studium ist also keine Voraussetzung?

Jens Fahrenberg: Nein, es ist am KIT wegen des naturwissenschaftlichen Schwerpunktes sicher hilfreich, aber auch ein BWL-Studium oder neuere Studiengänge, zum Beispiel Innovationsmanagement, sind von Vorteil. Technologietransfer kann man nicht studieren, da ist glaube ich die intrinsische Motivation und der Wille praxisnah zu lernen eine gute Voraussetzung.

Wie sieht ein typischer Tag für Dich aus? Was genau beinhaltet Dein Beruf?

Jens Fahrenberg: Meine Tage bestehen aus einem bunten Blumenstrauß an unterschiedlichsten Transferaktivitäten. Ich bin bei vielen Themen unserer Dienstleistungseinheit eingebunden, ob das strategische Entscheidungen im Patentwesen, im Marketing oder im Career Service sind um nur einiges zu nennen. Deshalb ist mein Tag insbesondere durch Kommunikation, Moderation und Beratung geprägt – innerhalb des Teams, aber auch an der Schnittstelle zu anderen Organisationseinheiten des KIT.

Ein wichtiger Bestandteil meines Tages ist natürlich auch die Vertretung des KIT nach außen. Ich bin in vielen Gremien, Kommissionen und Projekten engagiert, in denen ich das KIT als Repräsentant für die Themen Innovation und Technologietransfer vertrete. Das bedeutet viele Meetings, beziehungsweise momentan eher Videokonferenzen. Normalerweise bin ich wegen der verschiedenen Termine viel unterwegs. Manchmal komme ich abends nach Hause und sage zu meiner Frau, dass ich mich wie ein behandelnder Arzt fühle: Man hat sehr viele kurze Meetings, trifft Menschen mit komplexen Fragestellungen und muss versuchen, Probleme schnell zu erfassen, Lösungen zu skizzieren und gute Entscheidungen zu treffen – bevor wieder das nächste Meeting kommt.

Welchen Tipp würdest du Menschen an anderen Einrichtungen geben, die gerade in die Position einsteigen?

Jens Fahrenberg: Die eigenen Mitarbeiter*innen sind meist Expert*innen in ihren jeweiligen Fachgebieten. Man sollte gerade zu Beginn viel zuhören und lernen, da die eigene Rolle mehr die eines Generalisten ist, der viele verschiedene Aspekte bedenken und moderierend zusammenführen muss. Offene Kommunikation und Vertrauen sind wertvolle Bestandteile guter Führung.

 

Das Interview führte Marie Simon. 

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Bilder v.o.n.u: Robert Fuge und Magali Hauser / KIT

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