Research to Business

Berufe im Technologietransfer: Gründerberater/in

Seit einigen Wochen beleuchten wir bereits die verschiedenen Berufsfelder des Technologietransfers am KIT. Unter anderem dabei, die Leitung einer Transfereinheit, das Innovationsmanagement sowie die Patent- und Lizenzabteilung. Neben dem Transfer von Forschungsergebnissen an etablierte Unternehmen in der freien Wirtschaft, ist der Technologietransfer über wissenschaftliche Ausgründungen ein weiterer Schwerpunkt am KIT. Um diesen Weg zu fördern, gibt es am KIT ein spezialisiertes Team an Gründerberatern. Dr. Rolf Blattner ist langjähriger Gründerberater am KIT im Rahmen der KIT-Gründerschmiede und erklärt im Interview seine Passion für das Spezialgebiet und warum sein Beruf so wichtig für den Transfer zwischen Universität und Gesellschaft ist.

Auf Veranstaltungen, wie dem Innovationstag NEULAND, informiert Dr. Rolf Blattner über die Angebote zur Gründungsförderung am KIT. Die KIT-Gründerschmiede unterstützt von der Idee bis zur Erfolgsgeschichte. (Bild: Robert Fuge / KIT)
Auf Veranstaltungen, wie dem Innovationstag NEULAND, informiert Dr. Rolf Blattner über die Angebote zur Gründungsförderung am KIT. Die KIT-Gründerschmiede unterstützt von der Idee bis zur Erfolgsgeschichte. (Bild: Robert Fuge / KIT)

Wie wird man Gründerberater bzw. Business Development Manager?

Rolf Blattner: Der Weg zum Business Development Manager führt meist über ein Studium, häufig im Bereich der Natur- oder Ingenieurswissenschaften. Nach den ersten Berufserfahrungen in der Wirtschaft an der Schnittstelle zwischen den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen oder auch der Produktentwicklung kommt man früher oder später in Verbindung mit Kunden und deren Anforderungen. Auch die Nähe zu innovativen Arbeitsbereichen im eigenen Umfeld erleichtert den Sprung in das Business Development.

Gerade an einer Einrichtung wie dem KIT sind mit dem sehr großen Forschungsspektrum hervorragende Möglichkeiten gegeben, um neue, innovative Produkt- oder Dienstleistungsideen weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu führen. Der Weg zum Gründerberater, einer speziellen Form des Business Development Managers, ist dann eigentlich gar nicht mehr so weit, da die jungen Unternehmensgründer/innen sich auch genau mit diesen Bereichen beschäftigen müssen – Forschung und Entwicklung, Marketing und Vertrieb. Dabei unterstützen wir sie mit unserer langjährigen Erfahrung.

 

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Rolf Blattner: Mein eigener Weg in das Business Development begann nach meiner Promotion tatsächlich im klassischen Technologietransfer des ehemaligen Forschungszentrums Karlsruhe, dem heutigen Campus Nord des KIT, direkt an der Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie. Es ging dabei um den Aufbau von Kooperationen zwischen Industriepartnern und Forschungsinstituten mit dem Ziel, gemeinsam marktreife Produkte zu entwickeln und in den Markt einzuführen. In Entwicklungskooperationen werden dann Lizenzverträge zwischen den Industriepartnern und der Forschungseinrichtung oder der Universität geschlossen. Auch die Tätigkeit in der Lizenzabteilung, verbunden mit der Verhandlung von Lizenzbedingungen und der folgenden Ausarbeitung von Lizenzvereinbarungen, habe ich über zwei Jahre hinweg am KIT ausgeübt.

„Die Teams auf dem Weg zu ihrer Unternehmensgründung zu begleiten und zu unterstützen, und die Erfolge dann schließlich auch gemeinsam mit ihnen zu feiern, ist das, was meinen Arbeitsalltag so interessant und abwechslungsreich macht.“

Dr. Rolf Blattner

Warum hast du dich für einen Beruf im TT entschieden?

Rolf Blattner: Schon immer waren für mich die Funktionsbereiche Marketing und Vertrieb in Unternehmen sehr spannend, da hier entschieden wird, ob und wie die Angebote eines Unternehmens vom Markt angenommen werden. Als gelernter Maschinenbauingenieur fühle ich mich aber auch nach wie vor in den Bereichen Forschung und (Produkt-)Entwicklung sehr wohl. Die Entscheidung für einen Beruf im Bereich Technologietransfer am KIT ergab sich aufgrund eines konkreten Jobangebots aus der damaligen Abteilung „Technologietransfer und Marketing“ des Forschungszentrums Karlsruhe. Mir wurde die Chance gegeben, die Aufgaben der Vertriebsabteilung eines Instituts – direkt an der Schnittstelle zwischen den Wissenschaftler/innen des Institutes und den Unternehmensvertretern als Kunden – zu übernehmen. Damit begann im Jahr 2000 mein Weg in das Business Development.

Gründerteams des KIT zu beraten und auf dem Weg zum Unternehmen zu begleiten, ist der Arbeitsalltag von Dr. Rolf Blattner. (Bild: Irina Westermann / KIT)
Gründerteams des KIT zu beraten und auf dem Weg zum Unternehmen zu begleiten, ist der Arbeitsalltag von Dr. Rolf Blattner. (Bild: Irina Westermann / KIT)

Welche Anforderungen stellt der Beruf? Was sollte man mitbringen?

Rolf Blattner: Ein Studium in den Natur- oder Ingenieurswissenschaften ist sicherlich hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Wichtiger ist die Freude daran, sich immer wieder, zum Teil sehr intensiv, auf neue Menschen und deren Geschäftsideen einzulassen. Daher sind Kommunikationsstärke, analytisches Denkvermögen und ein Gespür für unternehmerisches Denken sicherlich die wichtigsten Eigenschaften, die man mitbringen sollte. Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen sind gerade in unserem internationalen Forschungsumfeld noch sehr wichtig. Damit einhergehend sollte man als Gründerberater teamfähig sein, da man sehr viel und eng mit Menschen zusammenarbeitet. Organisationstalent rundet das Profil ab.

 

Wie sieht ein typischer Tag für dich aus? Was genau beinhaltet dein Beruf?

Rolf Blattner: Meine Hauptaufgabe besteht darin, Teams, die ein Unternehmen gründen wollen, bei der Finanzierung ihres Vorhabens zu unterstützen. Das erfolgt in einer sehr frühen Phase der Unternehmensgründung aus einer Forschungseinrichtung oder Universität, oft über Fördermittel des Staates. In der Regel besteht mein Arbeitstag daher aus Beratungsgesprächen mit neuen und bestehenden Teams, die Fördermittel beantragen möchten. Ich unterstütze die Teams von der ersten Idee über die Geschäftsmodellentwicklung bis hin zur Ausarbeitung von Antragsunterlagen für die Ausschreibungen sowie bei der Vorbereitung von Präsentationen für die Jurysitzungen. Werden die Förderprojektanträge bewilligt und die Teams können ihre Geschäftsideen in Angriff nehmen, dann unterstütze ich sie durch die Begleitung und das Projektmanagement der laufenden Förderprojekte bis hin zum Projektabschluss – meist aber auch weit darüber hinaus, sodass der Kontakt bestehen bleibt. Wir behalten die Teams im Blick und freuen uns über ihre Entwicklungsschritte und Erfolge.

 

Warum braucht das KIT einen Gründerberater?

Dr. Rolf Blattner: Das KIT hat ca. 5.000 Professor/innen und Wissenschaftler/innen und ca. 23.000 Studierende – also ein sehr großes Potenzial! Ein Weg, dieses Potenzial zu nutzen, ist auf der Seite des KIT die Gründung eines Unternehmens auf Basis von wissenschaftlichen Ergebnissen. Das KIT hat beispielsweise 2019 allein 40 und 2020 50 Erfindungen zum Patent angemeldet, aus denen innovative Produkte entstehen können. Auf der anderen Seite gibt es in Deutschland ein ganz tolles Unterstützungsangebot für Unternehmensgründer/innen, das von uns genutzt werden kann. Damit aus dieser einmaligen Ausgangssituation der größtmögliche Nutzen gewonnen werden kann – nämlich der Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen aus dem KIT über Unternehmensgründungen in die Gesellschaft – gibt es das Team der Gründerberater an der Schnittstelle.

 

Was gefällt dir an deinem Beruf?

Rolf Blattner: Das Schönste an meinem Beruf ist die intensive Zusammenarbeit mit den jungen, sehr motivierten und vielfältigen Menschen in den Teams sowie den Professor/innen, die sich als deren Mentor/innen an den Instituten engagieren. Es ist immer wieder interessant, wie die angehenden Unternehmensgründer/innen im Team miteinander interagieren, um erfolgreich zu werden. Aber auch die Produkt- oder Dienstleistungsideen, die die Teams aus ihren Forschungsarbeiten an den Instituten des KIT entwickeln sowie die gemeinsame Ausarbeitung ihrer Geschäftsmodelle mit ihnen, sind jedes Mal eine neue und spannende Herausforderung für mich.
Die Teams auf dem Weg zu ihrer Unternehmensgründung zu begleiten und zu unterstützen, und die Erfolge dann schließlich auch gemeinsam mit ihnen zu feiern, ist das, was meinen Arbeitsalltag so interessant und abwechslungsreich macht.

 

Das Interview führte Marie Simon.

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